So gleich, so verschieden… …und manchmal sogar intolerant.

Natürlich, die Menschen sind verschieden, und das ist auch gut so.

Der Sport hat unter anderem auch die Aufgabe Menschen zu verbinden. Ok bei Anhängern verschiedener Fußballclubs erzeugt der Sport manchmal das Gegenteil – aber die „Fans“ sind ja auch keine aktiven Sportler, zumindest nicht im klassischen Sinne. Ansonsten verbinden die unzähligen Sportarten aber schon sehr die Menschen, und dies oft auch in angrenzenden Bereichen: Ballsportler finden andere Ballsportarten gut und interessant, Motorsportler mögen oft auch andere Motorsportarten.

Im Trialsport dürfte die Sache ohnehin eindeutig und klar sein: Trial ist Trial…oder? Naja, so ganz stimmt das eigentlich nicht, oder nicht mehr. Als ich 1978 als 9-Jähriger zum Trial gekommen bin, da gab es Trial, Punkt. Es gab nur diesen einen Sport. Auf Clubsportebene gab es 2 Spuren (Anfänger, Experten – und Jugentliche je nach Alter in diesen Spuren), und in der DM gab es 3 Spuren (A/I, B und Senioren). Das war auch ausreichend, da man schlimmstenfalls irgendwo nicht hoch- oder raufgekommen ist. Und wer nicht richtig gut war, der ist nicht DM gefahren, oder war ohnehin schon Experte im Clubsport. In den letzten Jahrzehnten hat es aber eine enorme Entwicklung im Bereich der Motorräder, und noch stärker im Bereich Fahrtechnik gegeben. Daher gibt es im Clubsport nun auch 5-6 Spuren, und in der DM 4 Spuren und die Frauenspur (fahren Spuren der Klassen 2, 3 und 4). Was hier sicher zusätzlich einen enormen Einfluss hat, ist die immer weiterentwickelte Fahrtechnik. Der erste große „Umschwung“ kam mit Jordi Tarres, welcher die „Fahrradtechnik“ auf die Motorräder übertragen hat: Anhalten, seitliches Versetzen von Vorder- und Hinterrad, sowie das damals noch erlaubte Zurückrollen. Dies wurde dann immer weiter entwickelt, und heute sind für einige wenige Trialer schier unmögliche Hindernisse möglich. Ich komme in den Sektionen der Senioren-DM gerade noch so eben gut zurecht, kann mir aber bei einigen Sektionen der Klasse 1 kaum noch „theoretisch“ vorstellen wie es gefahren/gehüpft/gesprungen werden könnte.

Aber darum soll es in diesem Beitrag eigentlich auch gar nicht gehen, sondern um die „Parallelwelten“ des „Classic-Sports“ und „Modernen Trialsports“. Klassischen Motorsport gibt es eigentlich in fast allen Motorsportarten, und im Vordergrund steht die „Liebe“ zu den historischen Maschinen und der Technik. Im Trialsport scheint aber die Entwicklung des Schwierigkeitsgrades bei den modernen Trials viele in den Classic-Sport zu treiben. Gerade wenn ich mit anschaue wie viele „gepimte“ Twinshocker und luftgekühlte Monos hier immer mehr zu finden sind – oft in sehr modernen Looks – dann kann es die alte Maschinentechnik kaum, oder nicht nur sein. Auf der anderen Seite kann ich im Bereich Clubsport doch auch Spuren für jedes Können auswählen. Es gibt hier ja sogar verschiedene Twinshocker, denen die Classic-Trials zu leicht sind. Mir fallen hier spontan zwei gute Beispiele ein: Andreas Kregel, MSC Wörpetal, fährt oft in der Klasse 8 (grün) beim Nord-Cup derart gut durch die Sektionen, dass es schon erstaunlich ist was mit so einer 240er Fantic alles geht (wenngleich hier auch viel moderne und sehr gute Fahrtechnik zum Einsatz kommt). Noch „schmerzhafter“ war meine Erfahrung 2015 bei der DM in Sulz: Andy Kindsvogel hat „mal eben“ mit einer 300er Fantic die Seniorenspur gewonnen – da kam man sich schon ziemlich deklassiert vor…wenngleich es echt eine Augenweide war Andy hier fahren zu sehen.

Und dann gibt es manchmal noch eine Komponente die ich mir nicht so recht erklären kann. Ich möchte diese mal als Intoleranz beschreiben – oder vielleicht sogar „Maschinen-Rassimus“…  😉

Nein, ganz so schlimm ist es sicher nicht, aber manchmal wundert es mich schon dass hier unnötige „Abgrenzungen“ entstehen, oder hier und da zu spüren sind. Woher kommt dieses „Ihr könnt doch gar nicht mehr richtig Motorrad fahren“, „Wisst Ihr eigentlich wie komisch eure bunten Klamotten aussehen“ oder „Das ist doch kein Motorrad mehr – das ist ein greller Haufen Leichtmetall mit Wasserkühlung“? Und warum sind die „Classics“ hier teilweise intoleranter als die „Modernen“? Wie seht Ihr das? Was ist Eure Meinungen dazu? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

 

4trials

4 Antworten auf „So gleich, so verschieden… …und manchmal sogar intolerant.

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  1. Fange ich mal mit den vier abgebildeten Mopeds an: bei Klassik Trials finde ich es immer wieder bewundernswert, wie manch einer mit so einem alten Ross die Sektionen bezwingt. Da ist bei den meisten Besitzern natürlich auch viel Liebe am Gerät im Spiel. Das ist Klassik! Und Gott sei Dank auch meist so gesteckt, dass „richtige“ Senioren noch fahren können. Bei der Italjet werde ich schwach, weil ich vor über dreißig Jahren auch Italjet gefahren bin. Dass die TY (u.a. ihrer Art) als Lumo Einzug in ein Klassik Reglement gefunden hat finde ich super. Im modernen Trialsport nicht ganz Up to Date, in ihrer Zeit ein Quantensprung, und somit berechtigt sich „Klassiker“ zu nennen. Eine moderne Trialmaschine ist zwar irgendwo bauartbedingt auf ihr Terrain limitiert, aber das wiederum so ausgefeilt, dass alleine die Tatsache, dass so ein Teil mit passendem Luftdruck, richtigen Lenkeinschlag, geschickt (ohne Ständer) hingestellt, noch nicht einmal von alleine umfällt, ihresgleichen suchend. Ohne diese Technik wäre der Trialsport nicht da wo er jetzt ist. Und auch das ist gut so! Wer sich das mit seiner modernen Fahrtechnik zu nutze machen kann, verdient Respekt. Aber nicht weniger Respekt, wie jemand, der einen störrischen „Eisenhaufen“ mit null durch eine Sektion bewegt!
    Soll sich doch jeder in dem Bereich tummeln, der ihm am besten liegt/Spaß macht. Ohne über andere „zu urteilen“!

    Ich selbst hänge mit meiner Gasgas JT25, BJ 1994, komplett im Nirvana. Kein Lumo weil Mono mit Wasserkühlung, und für Modern fast schon 20 Jahre zu alt?
    Habe letztens erst ein Hallentrial Video von Jordi Tarres gesehen und weiß genau, was mit meiner Fuhre machbar ist.
    Allerdings wohl nicht für mich 😉
    Aber das ist auch egal. Vielleicht bekomme ich die Hüpferei ja noch mal besser hin… Aber bis dahin freue ich mich, dass es im CS Trialsport die gelbe Spur gibt, in der ich mit 48 Jahren mein Moped fahren darf – ohne Umsetzen – einfach klassisch in moderner Veranstaltung. Schwerer als die Anfängerspur, aber nicht so krass, wie manch eine grüne Spur, sodass ich weiß, ich kann Montags wieder gesund arbeitenden gehen und das Geld für den Sprit und die Ersatzteile verdienen, damit ich weiter Spaß an diesen Sport haben werde.
    Meine Hochachtung gilt jedem, der in meinem Alter DM fährt!

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  2. Danke für diesen schönen Artikel!
    Ich bin seit vielen Jahren trialbegeistert -als Zuschauer. Aber erst jetzt, mit Anfang 50, habe ich es endlich geschafft, mich auch aktiv meinem Lieblingssport zu widmen. Weil aber alles nur begrenzt vorhanden ist -Zeit, Geld und erst recht Talent- sucht der Anfänger nach einem bezahlbaren Einstiegsobjekt. Nagelneu aus dem Laden ist das, was man bei einem Anfänger wie mir als „Perlen vor die Säue“ bezeichnen würde.
    Was macht man also, wenn man seine Scheinchen zählt und überlegt, womit man starten soll? Man fragt Experten um Rat. Also ab ins nächste Forum.
    „Hallo, ich bin Einsteiger, suche ein Motorrad für mich und kann XXXX Euro ausgeben!“
    Da gerät man richtig zwischen die Fronten. Speziell die Klassikerfahrer sind da manchmal etwas missionarisch unterwegs. Natürlich Twinshock, allenfalls Lumo, sonst lernt man es nicht richtig! Nein, sagen die anderen. Auf keinen Fall etwas, das älter als zwei, drei Jahre ist. Man kriegt ja sonst gar keine Teile mehr!
    Letztlich wurde es dann (nach einem Desaster mit einem Klassiker) eine „nur“ elf Jahre alte Beta. Die fährt sich richtig klasse, Ersatzteile sind schnell und billig verfügbar und die Kondition wird auch geschont. Denn die ZTeit, erst mal dreißig Jahre von der Pike auf zu lernen, bleibt mir leider nicht mehr. Dass ich damit zwischen den Fronten stehe, weil zu alt, aber nicht alt genug: geschenkt. Der Sport ist der gleiche, und solange DU mit DEINEM Motorrad gut zurecht kommst, ist es doch prima. Ich gucke den Klassikern und den Modernen zu, finde beide schön und kann von beiden etwas lernen. Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, einen Oldie zu fahren, und habe umso mehr Respekt vor den Leistungen ihrer Fahrer. Ich weiß aber auch, dass ich mit einem moderneren Gerät eher an die anfangs dringend nötigen Erfolgserlebnisse komme.
    Darum: bitte mehr Toleranz. Die ist, das weiß ich inzwischen, im Trailverein viel verbreiteter als in Foren.

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    1. Hallo Micha, genau so ist es. Und vor allem die älteren Betas eigenen sich hervorragend. Vor allem der Alurahmen der REV ist ja nicht rostanfällig, und der Motor solide und ausgereift. Ich finde gut gemachte Klassiker auch totchic, aber fahre lieber mit Modernen. Die modernen Sektionen sind schon manchmal echte Mutproben…aber genau wie du schreibst: jeder nach seinem Können und Interesse.

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